Bericht im Pilger vom Jan. 2017


Einsatz für Kunden und Produzenten

 

 

 

Der Weltladen in der Landauer Stadtmitte - das seit 1980 bestehende Fachgeschäft für fairen Handel -ist eine Erfolgsgeschichte. Und er ist bis heute das einzige Geschäft dieser Art in der ganzen Südpfalz.

Wer den Weltladen in der Kugelgartenstraße 18a betritt, nimmt sofort das exotisch einladende und freundliche Ambiente wahr – in einer von Landaus „guten Adressen“, wie dem Ladenteam oft bestätigt wird. Zurecht freuen sich darüber die derzeit 46 ehrenamtlichen Mitglieder des Weltladens im Alter von 25 bis 82 Jahren. Allen voran die erste Vorsitzende Barbara Weyrauch, die unterstreicht, dass die gute Entwicklung dieses etwas anderen Ladens und die vielen Aktionen des Trägervereins „Partnerschaft 3. Welt“ „auf dem unermüdlichen Einsatz aller basiert“.

 

Und auf der Idee der Gründerinnen Clara Kreiter und Ingeborg Herrmann fußt, die sich 1979 auf dem Kirchentag in Nürnberg durch den Erfolg der Dritte-Welt-Laden Gruppen inspiriert und motiviert fühlten. Clara Kreiter erinnert sich: „Wir waren begeistert davon, dass man nicht nur das Leid der Menschen sah, sondern mit fairem Handel aktiv dagegen ansteuern konnte.“ Aus Franken brachten sie ihre heute legendären Jutetaschen mit dem Aufdruck „Jute statt Plastik“ mit. Im Winter 1980 starteten die beiden Frauen per Zeitungsannonce einen Aufruf zur Vereinsgründung und freuten sich über 26 Interessenten beim ersten Treffen. Bald wurde der Verein „Partnerschaft 3. Welt“ gegründet und ein Ladenraum in der Marktstraße 92 gemietet. Der junge Verein brachte ein Darlehen von 7000 DM auf, wodurch der erste Wareneinkauf bei „gepa“, der

 

damals neuen Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft in der Dritten Welt, möglich war – heute ein wichtiger Lieferant des Weltladens. Mit dem nötigsten Mobiliar samt einer alten Kasse und Teekocher „eröffneten wir im Mai 1980 unseren Dritte-Welt-Laden, dessen Angebot noch schlicht war“, erinnert sich Kreiter: Nicaragua-Kaffee, Bananen und Jute-Taschen. Die Idee des fairen Handels steckte an, die Zahl der Kunden wuchs. 1981 wurde das erste große Fest mit Musik und Gästen aus fernen Kontinenten gefeiert. Fünf Umzüge hat der Verein hinter sich, nun fühlt sich der Landauer Weltladen „angekommen“.

 

In der Kugelgartenstraße bietet sich den Kunden eine optische und kulinarische Entdeckungsreise rund um den Globus: Neben den Klassikern Tee und Kaffee locken frisches Obst, gefallen Wohn-Accessoires wie Kerzen, Schalen, Körbe und Geschirr, Ponchos, Schals und Tischdecken. Handwerksprodukte wie Geldbeutel, Taschen, Schmuck, Musikinstrumente undSpielzeuge ergänzen das Angebot.

 

Karola Peroci vom Vorstand und Jutta Bräunling, beide seit fast 20 Jahren im Verein aktiv und für die Schaufensterdeko verantwortlich, freuen sich über ihre „sinnvolle Arbeit inmitten soviel schöner Qualität“. Barbara Weyrauch hebt hervor, dass alle Produkte im Weltladen eines gemeinsam haben: „Sie werden unter menschenwürdigen Bedingungen hergestellt und zu Preisen gehandelt, die den Produzenten im Süden die Existenz sichern“. Dem Weltladen komme entgegen, dass Waren aus fairem Handel voll im Trend liegen, so die Vorsitzende. „Indem seine Beliebtheit hierzulande wächst, trägt der faire Handel ganz konkret zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitssituationen der Menschen am Anfang der Lieferkette bei.“

 

Zudem: „Über Nachhaltiges, Umweltverträglichkeit und ethische Standardsmüssen Weltläden nicht nachdenken, sie handeln seit Jahrzehnten danach“, so die Vorsitzende. Bundesweit engagieren sich rund 100000 Menschen in Weltläden und anderen Fair-Handels-Gruppen. Mit dem Einsatz für mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel helfen sie mit, dass über 2,5 Millionen Kleinproduzenten und ihre Familien im globalen Süden bessere Arbeitsbedingungen und Lebensperspektiven haben. In Landau belief sich der Bruttoverkauf in 2015 auf 176336 Euro. Neben dem Ladenverkauf sind weitere Säulen des Vereins Bildungsarbeit – in Infoveranstaltungen bei Kirchengemeinden, Schulen und in der Öffentlichkeit – und politische Kampagnen für mehr Handelsgerechtigkeit.

 

 

 

Maria Hirsch, Mitarbeiterin Pilger

 

Foto:Maria Hirsch, Mitarbeiterin Pilger